„Deskolonisierung in Lateinamerika – zwischen Theorie und Praxis“

Sebastian Garbe

Im Laufe der letzten 20 Jahre hat sich in und aus Lateinamerika eine Forschungsrichtung, parallel zur anglophonen postcolonial theory oder den cultural studies, unter dem Namen „Deskoloniale Perspektive“ oder „Projekt Modernität/Kolonialität“ herausgebildet. In dieser Perspektive geht es vor allem um eine kritische Neubedeutung der Moderne von Lateinamerika aus und um die Fokussierung auf historisch gewachsene und noch nicht überwundene koloniale Machtverhältnisse innerhalb der Gesellschaften Lateinamerikas. Dreh- und Angelpunkt dieser Perspektive ist die Kategorie der „Kolonialität der Macht“ (Aníbal Quijano) als Bezeichnung für die Beständigkeit von kolonialen Verhältnissen auf sozialer, kultureller und epistemologischer Ebene. Ausgehend davon, werden in der deskolonialen Perspektive verschiedene Überwindungsstrategien der Kolonialität des Wissens und der Macht vorgeschlagen, die sich in Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Emanzipationssprozessen (Bolivien, Ecuador, Mexiko) artikulieren:  Das Konzept der Interkulturalität (Catherine Walsh), die Strategie des border-thinking (Walter Mignolo) oder die Politik der Befreiung (Enrique Dussel). In diesem Sinne, möchte ich in die deskoloniale Perspektive und deren wichtigsten Thesen einführen, um deutlich zu machen wie die Frage von kolonialen Machtverhältnissen die Bereiche der Kultur- und Identitätspolitik durchdringt und gleichzeitig durch diese herausgefordert werden kann.

Sebastian Garbe

Studium der Kultur- und Sozialanthropologie. Studienschwerpunkte:

•          regionaler Schwerpunkt: Lateinamerika, insbesondere Argentinien und Chile

•          Postkolonialismus

•          Anthropologie der Entwicklungszusammenarbeit

•          Staatsanthropologie

•          Nebenfächer: Internationale Entwicklung, Globalgeschichte und Politikwissenschaft

Titel der Diplomarbeit:

Das Projekt Modernität/Kolonialität/Dekolonialität als postkoloniales Argument aus Lateinamerika – Eine Herausforderung für die Kultur- und Sozialanthropologie?

Publikationen:

•          GESCO, Grupo de Estudios sobre la Colonialidad. 2010. «Modernidad/Colonialidad/Descolonialidad: Aclaraciones y réplicas sobre un proyecto epistémico en el horizonte del bicentenario. » In: CEFyL. Zeitschrift des CEFyL. Jahr 2. Nummer 3. Juni 2010. Buenos Aires. S. 58-61

•          GARBE, Sebastian. 2012. „ Investigación antropológica después del giro decolonial: Una descolonización metodológica“. In: KULA – Antropólogos del Atlántico Sur. Nummer 5. [forthcoming]

Kontakt: bastigarbe@gmail.com