Menschenrechtsbeobachtung in Chiapas/Mexiko am Beispiel von CAREA und die Unterstützung emanzipatorischer Kräfte beim Aufbau einer demokratischen, multiethnischen und plurikulturellen Gesellschaft
Heike Kammer
Der Aufstand der “Nationalen Zapatistischen Befreiungsarmee” (EZLN) am 1. Januar 1994 im mexikanischen Bundesstaat Chiapas erreichte die nationale und internationale Öffentlichkeit. Die EZLN fordert wirtschaftliche kulturelle und ökologische Rechte, wie Verfügungsrechte über den Boden, Bildung und Gesundheit. Nach 12 Tagen offenen Krieges wurde ein Waffenstillstand erreicht und es gab eine Zeit von Verhandlungen zwischen VertreterInnen der EZLN und der mexikanischer Regierung. Ein erstes Abkommen zu indigenen Rechten wurde 1996 unterschrieben, jedoch von der Regierung nicht umgesetzt. Stattdessen erleben wir in Chiapas einen sogenannten Krieg niederer Intensität. Militarisierung, willkürliche Verhaftungen, Aufbau und Aktionen paramilitärischer Gruppen. Die zivilen Basisgemeinden der Zapatistas setzen dagegen den Aufbau autonomer Gemeinden, freie Schulen und Kliniken, gemeinschaftliche Betriebe und Anbau von Grundnahrungsmitteln, leisten gewaltfreien Widerstand gegen Megaprojekte wie Staudämme und Straßenbauprojekte. Nach einer großen Militäroffensive 1995 gegen den Aufstand richtete das Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de las Casas der Diözese San Cristóbal in den zapatistischen Gebieten und in vielen im Konflikt gespaltenen Gemeinden zivile Friedenscamps mit mexikanischen und internationalen BeobachterInnen ein. Bald wurde erkannt, wie wichtig es ist, die BeobachterInnen vorzubereiten. In Deutschland hat CAREA seit 1997 diese Aufgabe übernommen. CAREA e.V. und das Menschenrechtszentrum Fray Bartolome de las Casas agieren dabei ausschließlich auf Anfrage der Gemeinden. Emanzipatorische Kräfte werden im Aufbau einer demokratischen, multiethnischen und plurikulturellen Gesellschaft unterstützt. Vorbereitungsorganisationen wie CAREA e.V. haben drei Arbeitsschwerpunkte: Vorbereitung von Freiwilligen, Entsendung von MenschenrechtsbeobachterInnen nach Chiapas, Mexiko, Begleitung ihrer Rückkehr und internationale Öffentlichkeitsarbeit. In Deutschland vernetzt sich CAREA u.a. mit dem Ya Basta Netz und der Deutschen Menschenrechtskoordination Mexiko. Innerhalb dieser Netzwerke beteiligen wir uns an Kampagnen zur Freilassung politischer Gefangener oder gegen Waffenexporte von Deutschland nach Mexiko. Im Konferenzbeitrag soll die Praxis der Menschenrechtsbeobachtung aus den Erfahrungen von CAREA e.V. anhand aktueller Beispiele (Präsenz in gespaltenen und bedrohten Gemeinden) vorgestellt werden. Der Fokus soll die praktischen Möglichkeiten und Chancen, aber auch ihren Herausforderungen und Grenzen im Alltag aufzeigen.
Heike Kammer, aufgewachsen in Westberlin, war von 1987 bis 2006 als zivile Friedensfachkraft in Lateinamerika tätig. Mit peace brigades international begleitete sie lokale MenschenrechtsverteidigerInnen in El Salvador, Guatemala und Kolumbien. In Chiapas, Mexiko war sie als Menschenrechtsbeobachterin mit Carea und im internationalen Friedensdienst SIPAZ. 1999 wurde ihr als Auszeichnung ihrer Arbeit der Menschenrechtspreis der Stadt Weimar verliehen. Seit 2007 engagiert sie sich in der Friedens- und Menschenrechtsbildung in Deutschland: Puppentheater, Vortragstätigkeit, Durchführung von Vor- und Nachbereitungsseminaren CAREA e.V. info@carea-menschenrechte.de, www.carea-menschenrechte.de, milanomi2@yahoo.com