Extraktivismus in Guatemala

Susana Gauster

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Guatemala ist eines jener Länder, in der ein klassisch extraktives Entwicklungsmodell eine logische Weiterführung des neoliberalen darstellt: Es ist eine Form des Extraktivismus, in dem privates, oft transnationales Kapital sich die Ressourcen aneignet (Abbau von Edelmetallen, Erdöl, Wasserkraft, Land) und Reichtum abschöpft, während die Lebensgrundlagen der indigenen Bevölkerung auf dem Spiel stehen.

Die fehlende öffentliche Beteiligung am Abbau der Rohstoffe (auf Grund niedriger Lizenzgebühren und Steuern) schaffen gemeinsam mit fehlender Information und Partizipationsmöglichkeit in den Territorien; diverser Formen von Verletzung von Landrechten; den negativen ambientalen Auswirkungen bzw. der Verletzung von Umweltrecht; der Monopolisierung lebenswichtiger Ressourcen (Wasser) und der Vertreibung kleinbäuerliche Landwirtschaft (im Falle des Agrarextraktivismus) schwere soziale Konflikte zwischen jenen, die sich den Reichtum aneignen (sowie dem guatemaltekischen Staat, der die Aktivitäten der privaten Akteure auf diverse Weise unterstützt) und jenen, die die Externalitäten zu tragen zu haben. Diese Konflikte spalten aktuell die guatemaltekische Gesellschaft. Der indigene Widerstand gegen die extraktiven Projekte hat schon mehrere Investoren zum Rückzug gezwungen, hat aber gleichzeitig eine Reihe schwerer Menschenrechtsverletzungen (und inklusive Todesopfer) auf Seiten der indigenen Bevölkerung gefordert.

Der Beitrag soll diskutieren, unter welchen Umständen die Nutzung der Rohstoffe sozial, ökonomisch und ambiental so weit verträglich gemacht werden kann, dass sie weder dem gesellschaftlichen Frieden noch der Möglichkeit der Entwicklung anderer potentiell erfolgreicher Wirtschaftssektoren (z.B. Tourismus) entgegensteht.

Susana Gauster ist Soziologin, von 1995 – 2011 in Guatemala wohnhaft. Von März 2001 bis März 2011 Forscherin und Leiterin eines multidisziplinären Forschungsinstituts für Agrarstudien und ländliche Entwicklung. Publikationen zu Landverteilung und -reformen, Handel und kleinbäuerlicher Landwirtschaft, Nahrungsmittelproduktion und -verteilung. Derzeit stellt sie ihre Dissertation „Conditional Cash Transfers: Auswirkungen auf ländliche Armut am Beispiel Guatemalas“ fertig.