„O preconceito morre na entrada“ –Zur Konstruktion touristischer Welten am Beispiel Favela-Tourismus in Rio de Janeiro
Julia Pimingstorfer
Die Favelas von Rio de Janeiro wurden seit den 1990ern zu häufig besuchten Sehenswürdigkeiten und in Verbindung mit medialer Berichterstattung, sowie der internationalen Film- und Musikindustrie zu einem Markenzeichen für die Stadt und ihre Bewohner_innen. (siehe Freire-Medeiros 2009)
Der öffentliche Diskurs zu Tourismus in Favelas orientiert sich an ethisch-moralischen Gesichtspunkten und festigt Denkmuster, die Marginalisierung, soziale Segregation, urbane Gewalt und Exotisierung in den Mittelpunkt rücken. Gegensätzlich dazu wird bei Touren durch die Favelas versucht, das negative Bild des drogen- und gewaltbesetzten Raumes zu revidieren und friedvolle Gemeinschaftlichkeit zu demonstrieren (siehe Freire-Medeiros 2009; Valladares 2005). Die Verdichtung zu den zwei grundlegenden dichotomen Positionen, einerseits als soziales, kulturelles und Sicherheitsproblem für die Mehrheitsbevölkerung, andererseits als romantisiert-idealisierte comunidade, spiegelt die allgemeine Repräsentation der Favelas in Rio wieder und ist Ausgangspunkt für die, diesem Vortrag zu Grunde liegende Forschung.
Örtlicher Fokus ist ein Kunstprojekt/NGO in einer Favela im Zentrum Rios. Dieses wurde von Jugendlichen der Favela initiiert und bietet von ihnen geführte touristische Touren durch die Favela an. Die Mitglieder des Projekts gestalten den Diskurs zur Repräsentation von Favelas im Rahmen von Tourismus aktiv mit und stellen durch diese Partizipation eine Ausnahme der sonst von größeren externen Akteur_innen dominierten Szene dar. Die eigene Favela und die Bewohner_innnen werden als heterogene „Landschaft“ beschrieben und sozio-kulturelle, wie ökonomische Unterschiede dargelegt.
Freire-Medeiros, Bianca. 2009. Gringo na laje: produção , circulação e consumo da favela turistica. Rio de Janeiro.
Valladares, Licia do Prado. 2005. A invenção da favela: do mito de origem a favela.com. Rio de Janeiro.
Julia Pimingstorfer, Jg. 1985, stammt aus Neumarkt/H in Oberösterreich, seit 2006 Studium der Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien, 07/2010 – 03/2011 Feldforschung in Pereira da Silva, Rio de Janeiro im Rahmen der Diplomarbeit. Kontakt: Kontakt: julia.pimingstorfer@gmail.com